Die Leser von TIA Daily werden daher ein kompromissloses Interview im Stil des australischen Journalisten Andrew Bolt dankbar aufnehmen, in dem er einen der weltweit führenden Alarmisten, Tim Flannery – ein Mann in den Fußstapfen von Al Gore – der Bedeutungslosigkeit überführt.

Andrew Bolt hat TIA Daily die Genehmigung erteilt, das Interview in voller Länge zu bringen.

Die Diskussion beginnt damit, dass Bolt Flannery nach seiner Desillusion fragt über die australische Regierung hinsichtlich der stillen Beerdigung des Handels mit Kohlendioxid–Zertifikaten [cap and trade legislation].

Flannery: Es ist unwahrscheinlich, dass ich für ihn stimme, weil mein Vertrauen geschwunden ist… Er hat versprochen, einen Handel mit Zertifikaten einzuführen und hat dies danach mit einer sehr fadenscheinigen Begründung wieder zurückgezogen…

Bolt: Er sagte er wird sich nicht bewegen solange der Rest der Welt es nicht auch tut, was ein direkter Widerspruch zu dem ist, was er davor sagte. Aber, Tim, natürlich liegen die Gründe für seinen Rückzug teilweise auch in einem großen Stimmungsumschwung gegen diese Art von Maßnahmen, der Skeptizismus nimmt überall zu. Inwieweit sind Sie dafür verantwortlich?

Flannery: Es gibt tatsächlich eine gewisse Änderung der Stimmung. Aber ich glaube, es ist sehr schwierig, irgendetwas, das so lange ein solch hohes Niveau der Zustimmung gehabt hat, damit in Verbindung zu bringen. Es gibt so etwas, aber was in der Welt derzeit geschieht, sollte uns alle Ermutigung geben. China hat versprochen, seine Emissionen über 40 Prozent zu reduzieren.

Bolt: Aber sie bauen immer noch ein Kohlekraftwerk pro Woche, oder so ähnlich.

Flannery: Falls dieses Ziel bis 2020 erreicht wird, wird es uns auf den Weg bringen, die gefährliche Klimaänderung zu vermeiden. Aber wir hier, in Orten wie Australien oder die USA, den Führern in dieser Diskussion, wir müssen unseren Anteil leisten.

Bolt: Aber, Tim, ich wundere mich über die Zunahme des Skeptizismus. Dies ist genau der Grund, warum zum Beispiel die Liberalen ihre Ansicht geändert haben. (Die Liberale Partei steht der klassischen freien Marktwirtschaft des 19. Jahrhunderts  näher, was bedeutet, dass sie dem, was man heute unter diesem Begriff versteht, nicht so zugetan sind). Sie haben einen Zertifikatehandel erst unterstützt und sind jetzt dagegen… sie haben sogar ihren Vorsitzenden darüber zum Rücktritt bewegt. Jetzt frage ich mich, in welchem Ausmaß Sie für die Zunahme des Skeptizismus über einige der alarmistischsten Behauptungen über die globale Erwärmung verantwortlich sind.

Flannery: Nun, viele der zu erwartenden Folgen, die die Wissenschaftler besonders betonen, sind sehr alarmierend. Sie sind keine Alarmisten, sondern sie machen sich Sorgen. Anstiege des Meeresspiegels sind beispielsweise eine bedeutende Angelegenheit.

Bolt: Nun, lassen Sie uns zu einigen Ihrer eigenen Behauptungen kommen. Sie sagten zum Beispiel, dass die Stadt Adelaide bis zum Jahre 2009 auf dem Trockenen sitzen würde. Ihre Reservoire sind derzeit halb voll. Sie sagten, dass auch der Stadt Brisbane bis 2009 das Wasser ausgehen könnte. Die dortigen Reservoire sind zu 97 Prozent gefüllt. Und Sydney könnte schon 2007 die Wasserknappheit spüren. Diese Reservoire sind auch mehr als halb voll. Wie können Sie mit all diesen [Ihren] Behauptungen umgehen?

Flannery: Aber, Andrew, dankenswerterweise haben sich die Regierungen das zu Herzen genommen und einige Entsalzungsanlagen gebaut, wie zum Beispiel in Perth.

Bolt: Nur in Perth.

Flannery: Nein, Pläne gibt es in jeder größeren Stadt.

Bolt: Nein, nein, nein; Sie sagten, dass Brisbane schon bis 2009 kein Wasser mehr hätte. Es gibt dort keine Entsalzungsanlage und keinen einzigen Damm.

Flannery: Was ich gesagt habe, war, dass es ein Wasserproblem gibt. Sie könnten auf dem Trockenen sitzen. Und…

Bolt: 100 Prozent gefüllt, fast! 100 Prozent voll!

Flannery: Das ist eine Lüge, Andrew. Ich habe nicht gesagt, dass sie bald kein Wasser mehr hätten. Ich habe keine Kristallkugel vor mir. Ich habe gesagt, dass Brisbane ein Wasserproblem hat.

Bolt: Ich zitiere Ihre eigenen Worte: “Die Wasservorräte sind so niedrig, dass sie dringend eine Wasserentsalzungsanlage brauchen, möglicherweise schon in 18 Monaten.” Das war, hinsichtlich des zeitlichen Rahmens, den Sie damals gegeben haben, Anfang 2009. Ihre Reservoire sind derzeit zu 97 Prozent gefüllt.

Flannery: Ja, sicher. Das liegt an den unterschiedlichen Regenmengen. Sie brauchen immer noch eine Entsalzungsanlage.

Bolt: Sie haben auch gewarnt, dass Perth die erste Geisterstadt des 21. Jahrhunderts sein könnte.

Flannery: Ich sagte, dass… könnte.

Bolt: Es ist alles “könnte”, stimmt’s?

Flannery: Weil es damals ein Jahr lang keine Zuflüsse in dieses Reservoir gab und die Wasserbauingenieure erschrocken waren. 

Bolt: Haben Sie das Niveau des Wasserspiegels hier gesehen? Schauen Sie, es liegt über dem mittleren Niveau von fünf Jahren. Ich zeige es Ihnen.

Flannery: Sie wissen, über was ich hier sprechen wollte, Andrew? Wir haben es zu tun mit unserer Deakin–Lesung in Bendigo, in der Stadthalle von Bendigo. Und es ist ein wirklich interessantes Ereignis… [Deakin–Lesung, ein lokales Ereignis in Australien. Die namentliche Bezeichnung kann nicht übersetzt werden. A. d. Übers.]

Bolt: Das ist alles wundervoll, Tim. Aber ich glaube, dass Sie dafür gerade stehen müssen, dass der Alarmismus teilweise Ihr Werk ist, und dass Sie für das verantwortlich sind, was Sie jetzt sehen, nämlich der Rückzug von politischen Maßnahmen im Hinblick auf die globale Erwärmung.

Flannery: Sie wollen mich als Alarmisten hinstellen.

Bolt: Sie sind ein Alarmist.

Flannery: Ich bin ein pragmatischer Mensch.

Bolt: Ich fordere von Ihnen, diese Ihre Aussagen zu rechtfertigen.

Flannery: Nun, das habe ich bereits getan!

Bolt: Sie sagten, dass die Arktis vor zwei Jahren schon eisfrei sein könnte.

Flannery: Nein, das habe ich nicht…

 (Der Moderator, Steve Price, unterbricht hier, und sie debattieren über die Fragestellung)

Bolt: Ich frage Tim, ob er nicht all seine Behauptungen bereut, z. B. über Städte, denen das Wasser ausgeht; über Städte, die sich in Geisterstädte verwandeln; Über den Anstieg des Meeresspiegels bis in Höhe eines achtstöckigen Hauses. Glauben Sie nicht, dass diese Behauptungen mit ein Grund sind, dass so viel mehr Leute skeptisch geworden sind?

Flannery: Das tue ich eigentlich nicht, weil Einiges davon zukünftig tatsächlich passieren kann, wenn wir mit der Umweltverschmutzung so weiter machen. Und in allen Städten in Südaustralien ist doch die Folgen schon zu sehen. Jeder erinnert sich an Die Rationierung des Wassers, und so weiter. Nur weil wir ein gutes, nasses Jahr hatten, heißt doch nicht, dass wir dieses Problem vergessen können. Wir haben es tatsächlich mit einem langzeitlichen Trend zu Trockenheit zu tun, und das bedeutet, dass wir Maßnahmen zur Sicherheit unserer Wasserversorgung ergreifen müssen.

Bolt: Sie warnen vor einem Anstieg des Meeresspiegels bis auf die Höhe eines achtstöckigen Hauses. Wie bald wird das geschehen?

Flannery: Diese Frage ähnelt ein wenig der Frage an einen Börsenanalysten, wann sich der nächste Börsencrash ereignet und wie groß er sein wird. Niemand kann das. Wir alle können die Unsicherheit auf den Märkten in den Monaten vor dem Crash sehen.

Bolt: Tausende von Jahren?

Flannery: Das kann Tausende von Jahren dauern.

Bolt: Zehntausende von Jahren?

Flannery: Es könnten Hunderte von Jahren sein.

Bolt: Hunderte von Jahren?

Flannery: Es könnten Hunderte von Jahren sein. Die Thermodynamik von Eisschilden ist sehr, sehr schwer vorherzusagen, aber was wir heute wissen, wenn wir auf die Spuren von Fossilien schauen, ist, dass der Meeresspiegelanstieg sehr signifikant ist und zwischen vier und 14 Metern über dem heutigen Stand liegt, sofern die Welt nur ein oder zwei Gran wärmer ist als heute.

Bolt: Sollten wir auch Atomkraftwerke nutzen?

Flannery: Für Australien sehe ich das nicht so. Wir haben so viele Ressourcen im Bereich der Erneuerbaren, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es hier eine Debatte darüber gibt, dass sie [die Atomkraftwerke] jemals wirtschaftlich sein werden. 

Bolt: Vor vier Jahren konnten Sie sich das vorstellen. Was war der Grund dafür, dass Sie Ihre Meinung geändert haben?

Flannery: Ich habe meine Meinung niemals geändert. Ich habe immer das Gleiche gesagt.

Bolt: Nein, nein, nein! Hier sind Ihre Worte, Zitat: “Während der nächsten zwei Jahrzehnte könnten die Australier Strom aus Kernkraftwerken nutzen, die alle unsere Kohlekraftwerke ersetzen können. Wir hätten dann in Bezug auf Energie eine ähnliche Infrastruktur wie Frankreich, und wenn wir das tun, tun wir etwas Großes für die ganze Welt!“ Zitat Ende, das waren Ihre Worte.

Flannery: Ich kann mich nicht erinnern, das jemals gesagt zu haben.

Bolt: Sie schrieben es. Sie schrieben es in [dem Magazin] The Age. Hier sehen Sie, das sind die Höhepunkte.

Flannery: Nun ja, sehr gut.

Bolt: Sehen Sie, das ist der Punkt! Sie stellen diese Behauptungen auf, und wenn Andere Sie damit konfrontieren, wenden Sie sich ab.

Flannery: Aber das war über “könnte”. Nein, nein, Sie sagten „könnte“. Und Australien könnte in der Lage sein, das zu tun. Es ist aber nicht das, was ich fordere, und ich habe es auch nie gefordert. Aber was ich wirklich sage…

Bolt: “Wir würden etwas Großes für die ganze Welt tun.”

Flannery: Aber was ich wirklich sage ist, dass die Ersetzung der Kohle durch Kernkraft gut für die Welt sein würde. Aber warum sollten wir in diesem Land die teuerste Option verfolgen, die immer als die teuerste und schwierigste Option gesehen wird? Wir sind dabei eine große Menge anderer Technologien und Innovationen zu erkennen, die wir zur Zeit durchführen und die wir anstelle der Kernkraft nutzen können.

Bolt: Zum Beispiel?

Flannery: Zum Beispiel konzentrierte PV–Technologie [?], Geothermie, Wellenkraft, Windkraft…

Bolt: Sie sind ein Investor in geothermische Technologie, nicht wahr? (Flannery’s Investitionen in diese Technologie erhielten im vorigen Jahr einen Zuschuss in Höhe von 90 Millionen Dollar von der australischen Regierung.)

Flannery: Ja, das bin ich. Wirklich.

Bolt: Wie kommt es dann, dass Sie das nicht angegeben haben.

Flannery: Nun, eben habe ich das getan.

Bolt: Sie haben es getan, weil ich es Ihnen gesagt habe. Sie nannten die Geothermie, in die Sie investieren, Sie haben ein Kraftwerk, Sie haben in ein Kraftwerk in Innamincka investiert, und Sie sagen, dass die Technologie wirklich einfach ist. Wie kommt es, dass dieses Kraftwerk…

Flannery: Nicht wirklich so einfach.

Bolt: Nun ja. Es gab tatsächlich technologische Schwierigkeiten, und es kam mit zwei Jahren Verspätung, weil es doch nicht so ganz einfach ist, oder?

Flannery: Nun, jede neue Technologie hat ihre Schwierigkeiten, bevor man sie nutzen kann. Es gibt immer wieder Herausforderungen. Aber was die Geothermie betrifft, gibt es viele Orte in der Welt, in der man tatsächlich bohren kann und in heiße Regionen vorstößt, wie zum Beispiel…

Price [der Moderator]: Andrew, wir müssen Schluss machen.

Tom Minchin schreibt Beiträge für TIADaily.com und ist Autor, Forscher und Geschäftsmann in Melbourne, Australien.

Original hier


Übersetzt von Chris Frey

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