Zu Judith Curry schreibt Wikipedia

Judith A. Curry ist Professorin für Geo- und Atmosphärenwissenschaften am Georgia Institute of Technology. Sie ist Autorin und Herausgeberin einiger Bücher sowie von über 130 Fachartikeln. Wir fügen hinzu, dass sie zu den prominentesten Klimaforschern nicht nur der USA sondern weltweit gezählt wird. Anerkannt wird sie von allen wissenschaftlichen "Klimaglaubensrichtungen", von den strammen Alarmisten freilich nur mit Zähneknirschen. Sie hat sich durch ihre neutrale, ehrliche Arbeit fast  Unantastbarbarkeit erworben. Ihr empfehlenswerter Blog (hier).
Vom deutschen Klimaforscher Hans v.Storch, der ebenfalls Neutralität auf seine Fahne geschrieben hat, unterscheidet sie sich durch freundliche Umgangsformen und dem Abschwören jeden "Glaubens" (H. v.Storch "glaubt" an den anthropogenen Klimawandel, für einen Wissenschaftler eine etwas fragwürdige Haltung). Judith Curry schreibt dagegen auf ihrem Blog vom 3.Okt.14 unter "challenging the 2 °C Target (Hallo Herr Schellnhuber und Mister Al Gore aufgepasst!): "…the inconvenient truth that there is no detection of any increase in most types of extreme weather events and it is extreme difficult to attribute any change to humans …". Ob’s unsere Freunde vom PIK, Rahmstorf, Edenhofer zur Kenntnis nehmen? Kann man natürlich nicht erwarten. Die gleiche Aussage findet sich übrigens schon 1997 im Sondergutachten des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung über globale Umweltveränderungen (WBGU) auf S. 8, letzter Absatz (hier). Damals bestand der WBGU noch aus ausgewiesenen Fachwissenschaftlern.

Nun zum Text im Blog von Frau Prof. J. Curry

"Ich glaube, dass wir nur noch wenig Zeit haben, die Klimaänderung anzugehen… höchstens noch ein Jahrzehnt." James Hansen 2006
"Wir haben nur noch 4 weitere Jahre, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen."James Hansen 2009
Es sieht so aus, als sei die Zeit jetzt abgelaufen, oder vielleicht bleiben uns zwei weitere Jahre, abhängig davon, ob man von der Version 2006 oder der Version 2009 ausgeht.
Falls man von der 2°C-„Gefahr“ ausgeht, hat Michael Mann kürzlich gesagt, dass die Erde den Absturz im Jahre 2036 erleben wird.
Und heute hören wir von der Sunday Times: Experten: Nur noch 16 Jahre, um die Kohlenstoff-Katastrophe zu vermeiden.

AR 5 Synthese-Bericht (Summary)

Auslöser für diesen speziellen Beitrag ist die Veröffentlichung des IPCC AR5 Synthesis Report und der Presseerklärung und der Pressekonferenz. Eine gute Zusammenfassung dessen, was da vor sich geht, liefert der BBC-Artikel [übersetzt] Fossile Treibstoffe sollten bis zum Jahre 2100 ausgeschlossen werden [hier]. Die Höhepunkte daraus:
● CO2-Emissionen müssen bis zum Jahr 2030 um die Hälfte reduziert werden, wenn die globalen Temperaturen nicht um 2°C bis 5°C steigen sollen
● Die Menschen dürfen nicht mehr als eine weitere Trillion Tonnen CO2 in die Atmosphäre blasen, wenn der Temperaturanstieg unter 2°C gehalten werden soll.
● Um die Erwärmung unter 2°C zu halten, muss die Welt ihre Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 40 bis 70% kappen und dann bis zum Jahre 2100 auf nahe Null zurückfahren.

Twitter-Kommentare von Ban-Ki Moons Pressekonferenz:

● Die Wissenschaft hat gesprochen. Ihre Aussage ist eindeutig. Die Führer müssen agieren. Die Zeit steht nicht auf unserer Seite.
● Wenn unsere Kinder krank sind mit hohem Fieber, muss man ihnen alle erforderliche Medizin verabreichen.
● Der Synthese-Bericht verleiht bis zur Konferenz in Paris einen kräftigen Schub, um Maßnahmen gegen die 2°C-Erwärmung zu ergreifen.
Wie lange müssen wir Maßnahmen ergreifen?
Wollen wir mal einen Moment lang so tun, als gäbe es das Risiko, dass zusätzliche CO2-Emissionen eventuell zu einer unerwünschten Klimaänderung führen können. Außerdem scheint es eine grobe Übereinstimmung zu geben, dass es in jedermanns langfristigem Interesse ist, von fossilen Treibstoffen als primäre Energiequelle wegzukommen (diese Ressourcen sind begrenzt, irgendwann wird deren weitere Extraktion sehr teuer werden, und es gibt Verschmutzungs- und Gesundheitsprobleme bei und durch deren Verbrennung).
Aber wie dringend ist es, Maßnahmen hinsichtlich Dekarbonisierung zu ergreifen, selbst wenn man das 2°C-Ziel akzeptiert? Die 16-Jahre-Frist stammt aus dem Business as Usual-Szenario, während Projektionen von Klimamodellen feststellen, dass die 2°C-Grenze im Jahre 2040 überschritten wird.
Aus folgenden Gründen ist es zunehmend unwahrscheinlich, dass wir die Gefahrengrenze von 2°C bis zum Jahre 2040 erreichen:
● Der andauernde Temperatur-Stillstand, der sich bis in die dreißiger oder sogar die vierziger Jahre dieses Jahrhunderts fortsetzen könnte, falls die zunehmende Anzahl von Hypothesen rund um AMO, PDO und die natürliche innere Variabilität korrekt sind.
● Die wachsende Zahl auf Beobachtungen basierender Studien zur Klimasensitivität, die viel geringere Werte kurzlebiger und Gleichgewichts-Klimasensitivität finden (z. B. Lewis & Curry, in einem Op Ed im WSJ).
● Unrealistische Szenarien bzgl. der Menge des in der Zukunft verbrannten Kohlenstoffes durch das IPCC (siehe Dave Rutledge’s frühere Beiträge)
● Unterschätzung der CO2-Aufnahme durch Pflanzen um 16% (hier).
Wie stark also verzögern diese Faktoren individuell und kollektiv die Erwärmung nach 2040? Nun, der Faktor Stillstand ist ziemlich wegweisend. Man hat geschätzt, dass Lewis und Curry zufolge die Erwärmung um 10 Jahre verzögert werden könnte. Keine Schätzung, die ich gesehen habe, ist verbunden mit Szenarien des Kohlenstoff-Haushaltes.

Was bringen uns 10 Jahre?

Für den Augenblick wollen wir einmal so tun, als ob uns diese Faktoren 10 weitere Jahre verschaffen (ich persönlich denke, dass es viel mehr sind) nach dem vom IPCC festgesetzten Zeitpunkt. Welchen Unterschied machen 10 Jahre aus?
Schauen wir mal, wie es vor 10 Jahren aussah, also im Jahre 2004 oder auch 2006, als Hansen seine erste Proklamation vom Stapel ließ:
● Von Fracking war nirgendwo die Rede.
● Es gab nur einen sehr geringen Beitrag durch Wind und Solar.
● Es gab viel Optimismus hinsichtlich Cap and Trade.
● Der Stillstand war noch keine 10 Jahre alt und ist als solcher auch noch nicht identifiziert gewesen.
● Die USA waren führend hinsichtlich CO2-Emissionen.
● Die massive chinesische Modernisierung hatte gerade erst begonnen.
● Es gab verheerende Hurrikane an den Küsten des US-Festlandes in den Jahren 2004 und 2005
● Andere?
Heute sieht alles sehr viel anders aus als vor 10 Jahren. Was können wir während der nächsten 10 Jahre erwarten?
● Der Stillstand wird sich fortsetzen, oder die Erwärmung wird wieder einsetzen. Falls Letzteres der Fall sein sollte, würde sich zeigen, dass die Klimamodelle nicht fähig sind zur Projektion des Klimawandels und der Klimasensitivität im 21. Jahrhundert, und die Schlussfolgerungen des IPCC bzgl. der Ursache werden nicht mehr haltbar sein.
● Größere Klarheit der Rolle der Sonne bei den Klimavariationen im 20. und 21. Jahrhundert und deren Änderungen.
● Längere historische Perspektiven bzgl. des Meereises, der Ozean-Wassertemperaturen usw. sowie Verfeinerungen der paläoklimatischen Analysen der letzten beiden Jahrtausende, welche das Ausmaß des anthropogenen Klimawandels im Vergleich zur natürlichen Variabilität klären.
● Weitere Zunahme der Emissionen, vor allem in Entwicklungsländern
● Weitere Verknappung von Nahrung und Wasser im Zuge wachsender Bevölkerung, solange keine effektiven Pläne vorliegen, die dieses Problem angehen.
● Wachsende Verwundbarkeit gegenüber Extremwetterereignissen im Zusammenhang mit der Zunahme der Bevölkerung und deren Eigentum in anfälligen Gebieten, solange keine effektiven Pläne vorliegen, die dieses Problem angehen.
● Weitere Fortschritte bei Energie-Technologien
● Weiter gehende regionale Experimente mit neuen Technologien und solcher für Erneuerbare.
● Andere?

Business as usual, oder Umsetzung der UNFCCC-Politik?

Wie oben beschrieben kann Business as usual im Zeitmaßstab von Jahrzehnten mit unerwarteten Überraschungen einhergehen – Wissenschaft, Technologie und gesellschaftliche Änderungen. Sollen wir wirtschaftliche Entwicklung und andere Maßnahmen auslaufen lassen, vielleicht mit einer klimabezogenen Entscheidungs-Analyse? Oder sollen wir die UNFCCC-Politik umsetzen und die Wirtschaft drastisch dekarbonisieren?
10 Jahre (oder sogar nur 5 Jahre) werden die relative Bedeutung anthropogener und natürlich auftretender Klimaänderungen substantiell klären, und wie schnell Menschen das Klima im 21. Jahrhundert verändern können.
Die Lösungen zur Dekarbonisierung der globalen Wirtschaft werden eher durch technologische Fortschritte denn durch globale UNFCCC-Abkommen erreicht werden. Ist es in irgendeiner Weise sinnvoll, die Dekarbonisierung schneller voranzutreiben als die Technologie dazu in der Lage ist?
Die UN scheinen ein Spiel zu spielen, das treffend von Rupert Darwell beschrieben wird:

Es gibt ein Wort, das man niemals vom IPCC hören wird, nämlich die Aussage: „Zum handeln ist es jetzt zu spät!“ Nur so kann das IPCC auf immer und ewig weiter bestehen!

Link: http://judithcurry.com/2014/11/02/how-urgent-is-urgent/
Übersetzt von Chris Frey EIKE

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken